Detmold
Foto: Theaterring Wolfsburg
Schon 2019 musste das Reiseziel für das nächste Jahr festgelegt werden. Denn, nach der
Reise ist vor der Reise. Vorstand und Beirat entschieden sich für das schöne im Teutoburger
Wald gelegene Städtchen Detmold, weil mit jeder unserer Reisen ein Theaterbesuch
verbunden wird und die Gastspiele des Landestheaters Detmold unter den Wolfsburger
Theaterfreunden einen guten Ruf haben. Zudem besteht über unser Beiratsmitglied Günter
Pawel eine Verbindung zur Hochschule für Musik.
Sowohl 2020 als auch 2021 musste die Reise leider coronabedingt ausfallen. Doch nun gab es
keine Hindernisse mehr. Am Freitagmorgen ging es bei angenehmen Wetterbedingungen vom
Scharoun Theater mit dem Bus zunächst zum Flughafen Hannover, wo das durch die frühe
Abreise ausgefallene Frühstück in einem Hotel ausgiebig nachgeholt werden konnte.
Das erste Ziel in Detmold war das Westfälische Freilichtmuseum. Hier konnte man im Rahmen
einer Führung in das ländliche Leben der Vergangenheit eintauchen und sich in schon fast
vergessene Zeiten zurückversetzt fühlen. Ob der lippische Meierhof aus dem 16. Jahrhundert,
das Wohnhaus der jüdischen Familie Uhlmann Anfang der 1930er-Jahre oder die Siegener
Tankstelle der 1960er Jahre: In den Fachwerkhäusern mit historischen Einrichtungen konnten
500 Jahre westfälischer Alltagskultur nachvollzogen werden. Trotz der Nostalgie waren sich
alle Teilnehmer aber darüber einig, dass wir froh sein können, nicht mehr unter den damaligen
Bedingungen ohne Heizung, Strom, fließendes Wasser und mit Tieren unter einem Dach leben
zu müssen.
Zum Mittagessen im Restaurant des Museums wurden rustikale lippische Gerichte angeboten.
Zum Beispiel: Lippischer Pickert, ein aus geriebenen Kartoffeln bestehendes und von beiden
Seiten angebratenes Plätzchen mit Rosinen. Dazu Butter, Leberwurst und Rübenkraut.
Bevor am Abend die Premiere des Schauspiels „Yvonne, Prinzessin von Burgund“ im
Landestheater Detmold besucht wurde, bestand nach dem Zimmerbezug im Hotel die
Möglichkeit zu einer ersten Erkundung der wunderschönen Detmolder Altstadt gefolgt von
einem Abendessen im Hotel.
Auszug aus dem Magazin des Landestheaters: „Das 1938 veröffentlichte und 1957
uraufgeführte Erstlingswerk des polnischen Autors Witold Gombrowicz spielt unter anderem
mit den Mitteln der Groteske, etwa mit drastischen Übertreibungen und derber Komik. – Was
vor zwei Jahren noch eher allgemein als Reflexion über die Missstände der Menschheit zu
sehen war, weckt heute unweigerlich Assoziationen mit dem grausamen Krieg in der Ukraine
und erlangt dadurch traurige Aktualität und politische Brisanz.“
In der Pause war beim Genuss des bereits vorbestellten Sektes eine erste Gelegenheit sich
über das Stück auszutauschen. Auch die sehr guten Leistungen der Ensemblemitglieder
fanden beim späteren Absacker in der Hotelbar ihre Würdigung.
Foto: Wolf-Rüdiger Schmieding
Durch den Besuch des Theaters wurde den Reiseteilnehmern einmal mehr vor Augen geführt,
welcher Luxus uns mit dem Scharoun Theater in räumlicher, technischer und akustischer
Hinsicht geboten wird.
Nach einem ausgiebigen Frühstück stand am Samstagmorgen eine Führung durch die schöne
Detmolder Altstadt auf dem Programm. Glücklicherweise wurde sie im letzten Krieg nur von
zwei Bomben getroffen, so dass die schönen Fachwerkhäuser und das Schloss unbeschädigt
blieben und im Laufe der Zeit nur renoviert werden mussten.
An das Mittagessen im Hotel schloss sich als weiterer Höhepunkt der Besuch der Hochschule
für Musik an. Dort wurden wir von einem Studenten empfangen, der es im Rahmen einer
Führung verstand, in erfrischender Art und Weise einen Einblick in den Schulbetrieb zu geben.
Den Zuhörern wurde dadurch auch nähergebracht, welche Hürden zu nehmen sind, um
überhaupt in der Schule aufgenommen zu werden und wie schwierig es ist, später seinen Platz
in einem Orchester zu finden.
Anschließend wurde noch ein kleines Konzert im Brahms-Saal geboten, das von unserer
Gruppe mit voller Begeisterung aufgenommen und mit langem Beifall belohnt wurde. Die
Studentin Astrid den Daas, Klarinette/Bassklarinette, und die Korrepetitorin der Hochschule
Hiroko Arimoto, Klavier, spielten
Francis Poulenc - aus der Sonate für Klarinette und Klavier: 2er Satz. Romanza
Francisco Mignone - Valse en si bémol mineur (Dolorosa) für Bassklarinette Solo
Luigi Bassi - Concert Paraphrase „Rigoletto“
Foto: Wolf-Rüdiger Schmieding
Ein absoluter Hörgenuss! Während einer Zugabe zerlegte Astrid den Daas zum Erstaunen der
Anwesenden im Laufe des Vortrags nach und nach ihre Klarinette. Trotzdem gelang es ihr bis
zum übergebliebenen Mundstück immer noch Wohlklang zu erzeugen.
Bei einem abschließenden Kaffeetrinken in der Detmolder Altstadt bestand noch einmal die
Möglichkeit mit den Musikerinnen in Kontakt zu treten.
Das Resümee der Reiseteilnehmer war durchweg positiv und bestärkt die Organisatoren in
ihrem Bestreben, auch 2023 wieder eine Kulturreise anzubieten.
Wolf-Rüdiger Schmieding