Memoria: Beeindruckende Leistung
von 160 Schülern im Scharoun Theater
Zwei ausverkaufte Vorstellungen: Auseinandersetzung mit Verbrechen des Nazi-Regimes
Das Erinnerungsprojekt „Memoria“ im Theater: Es standen 160 Schüler auf der Bühne.
FOTOS (3): KEVIN NOBS
VON HEINZ-WERNER KEMM
In
diesen
Tagen,
vor
75
Jahren,
wurden
die
überlebenden
jüdischen
Häftlinge
aus
dem
KZ
Auschwitz
befreit.
Anlass
genug
für
das
Wolfsburger
Scharoun
Theater
sich
mit
den
unfassbaren
Vorgängen
des
Nazi-Regimes
in
unterschied-licher
Weise
auf
der
Bühne
auseinanderzusetzen.
In
zwei
ausverkauften
Vorstellungen
löste
das
Erinnerungsprojekt
„Memoria“
bei
den Besuchern tiefes Nachdenken und spürbare Betroffenheit aus.
War
es
am
Dienstagabend
ein
altersgemischtes
Publikum,
so
füllten
am
Mittwoch
komplette
Schulklassen
den
Großen
Saal.
Memoria
ist
ein
Stück,
das
sich
künstlerisch
und
didaktisch
zur
Aufgabe
gesetzt
hat,
die
Geschichte des Holocaust neu zu begreifen, ohne erhobenen Zeigefinger.
Auf
Initiative
des
Theaterrings
hin
haben
mehrere
Wolfsburger
Organisationen
das
Projekt
unterstützt.
In
der
Zusammenarbeit
von
Eyal
Lerner,
Judith
Jungk
und
Bernd
Upadek
haben
160
Schülerinnen
und
Schüler
aus
mehreren
umliegenden
und
Wolfsburger
Schulen
den
Versuch
unternommen,
die
Thematik
zu
durchleuchten
und
künstlerisch
darzustellen.
Dokumentarische
Filmaufnahmen,
darstellerische
Rollenübernahme
der
jubelnden
Bevölkerung
oder
jüdischer
Opfer
sowie
erläuternde
Informationen,
eröffnen
verschiedene
Sichtweisen.
Dabei
liefert
die
Beschäftigung
mit
der
lokalen
Geschichte
bereits
eine
fast
unüberschaubare
Fülle
an
Material
über
die
Rolle
Wolfsburgs
zur
Zeit
des
Nationalsozialismus.
Eine
besondere
Stellung
nimmt
hier
auch
das
ehemalige
Barackenlager
in
Rühen
ein,
das
vom
„Arbeitsdienstlager“
zum
„Kinderheim“
und
dann
zum
„Säuglingsheim“
wurde.
Es
gibt
noch
drei
Überlebende
des
Lagers,
einer
von
ihnen
ist
Waldemar
Krassmann.
Und
so
wird
die
künstlerisch
verfremdete
Darstellung
einer
Geburt
am
Ende
bedeutsam.
Denn
Sohn
Jörg
verliest
einen
Brief
seines
Vaters
an
das
Publikum,
in
dem
er
beschreibt,
wie
er
von
seinen
Eltern aus dem Heim „gestohlen“ wurde und dadurch überlebt hat.
Es
ist
eine
überzeugende
Leistung
der
Schüler,
die
mit
wahrnehmbarem
Engagement
sich
der
Problematik
nähern.
Mitreißend
ist
die
Gestaltung
der
originalen
Lieder
und
das
Spiel
der
Instrumentalstücke.
Eine
Beson-derheit
in
der
Gestaltung
ist
das
Spiel
auf
einer
in
der
Geigenbauer-Schule
Stradivari
in
Cremona
restaurierten
Violine,
die
unter
den
Trümmern
in
Dachau
gefunden
wurde.
Sie
soll
auf
der
Bühne
als
„Symbol
für
gegenseitige
Toleranz
und
Vergebung“
stehen,
betont
das
Programmblatt.
Das
zum
Abschluss
gemeinsam
gesungene
Lied
„Hevenu
Shalom
Alechem“
(Wir
wollen
Frieden
für
alle)
unterstreicht die Botschaft des Stücks.
theaterring wolfsburg
Partner und Förderer des Theaters
seit 1965
Wolfsburger Allgemeine vom 30.01.2020
Wolfsburger Nachrichten vom 29.01.2020
Erinnerungsprojekt
Memoria: Es ging auch
um lokale Geschichte.
Erinnerung an die Verbrechen der Nazis: Die
Vorführungen wurden musikalisch umrahmt.